4.02.2021

JOHANN WOLFGANG GOETHE "Die Leiden des jungen Werthers", 1774


 

GOETHE UND "EINE MÉNAGE Á TROIS"


"Gestern als ich weggieng, reichte sie mir die Hand und sagte :

 Adieu, lieber Werther ! Lieber Werther ! 

Es war das erste Mahl, dass sie mich lieber hies, und mir giengs durch Mark und Bein. 

Ich hab mir's hundertmal wiederholt...

Warum durft' ich mich nicht ihr zu Füssen werfen !

Warum durft ich nicht an ihrem Halse mit tausend Küssen antworten, 

Sie nahm ihre Zuflucht zum Claviere... (p.89)



"Werthers Leidenschaft hatte den Frieden zwischen 

Alberten und seiner Frau allmählig untergraben...

Albert mied das Zimmer seiner Frau, wenn Werther bey ihr war...

bis zuletzt Albert seiner Frau mit ziemlich trocknen Worten sagte : 

sie möchte dem Umgange mit Werthern eine andere Wendung geben, 

und seine allzuöfteren Besuche abschneiden..." (p.97, 98)



"Ach ich wuste, dass du mich liebtest, 

wuste es an den ersten seelenvollen Blikken,

 an dem ersten Händedruk, 

und doch wenn ich wieder weg war, 

wenn ich Alberten an deiner Seite sah, 

verzagt' ich wieder in fieberhaften Zweifeln..."  (p.115)



GOETHE BEEINFLUSST VON HOMER' s ODYSSEE

"...und dazwischen lese in meinem Homer....

Da fühl ich so lebhaft, 

wie die herrlichen übermüthigen Freyer der Penelope 

Ochsen und Schweine schlachten, zerlegen und braten..." (p.30)



"...dort vom Hügel die Sonne untergehen zu sehen, 

und dabey in meinem Homer den herrlichen Gesang zu lesen, 

wie Ulyss von dem treflichen Schweinhirten bewirthet wird. 

Das war all gut..." (p.73)



"Wenn Ulyss von dem ungemessenen Meere, 

und von der unendlichen Erde spricht..." (p.78)



"Ossian hat in meinem Herzen den Homer verdrängt. 

Welch eine Welt, in die der Herrliche mich führt. 

Zu wandern über die Haide, umsausst vom Sturmwinde..." (p.84)